WM: Italien ist Fußball-Weltmeister 2006


FIFA WM 2006

Italien – Frankreich 6:4 (1:1, 1:1) n.E.

Tore: 0:1 Zidane (7., FE), Materazzi (19.)
Rote Karten: Zidane (FRA, 110.)

Italien ist zum vierten Mal Fußball-Weltmeister. Bis dahin war es ein langer Weg, der schon turbulant begann. Die ersten sechs Minuten waren konfus, Frankreichs Torjäger Henry rannte blindlings in Cannavaro und wirkte ein wenig benommen, konnte aber nach einer Portion Riechsalz weiterspielen. Nach dieser zweiminütigen, für französische Fans bangen Unterbrechung foulte Materazzi Frankreichs Malouda im italienischen Strafraum, woraufhin der argentinische Schiedsrichter Elizondo sofort auf Strafstoß entschied. Den verwandelte Superstar Zinedine Zidane souverän und brachte den Weltmeister von 1998 damit früh in Führung. Aber Materazzi machte seinen Fehler eine knappe Viertelstunde später wieder gut, als er eine gute Hereingabe per Kopf im französischen Tor versenkte und damit den Ausgleich schaffte.

Im weiteren Verlauf beruhigte sich das Spiel dann bis zur Pause. In der zweiten Hälfte wurden die Italiener langsam schlaffer und überließen mehr und mehr dem Gegner das Spiel. Doch so sehr sich die alten Herren aus Frankreich auch bemühten, gegen das Abwehrbollwerk Italiens war kein Durchkommen, auch wenn es teilweise nur noch dem Torwart Buffon zu verdanken war, dass Frankreich nicht vor Ablauf der regulären Spielzeit die Weltmeisterschaft perfekt machte. So aber musste das Spiel in die Verlängerung gehen, die ebenfalls eindeutig durch die Franzosen dominiert wurde. Italien schien auf ein Elfmeterschießen aus zu sein, so wenig bemühten sie sich nach vorne.

Zidanes KopfstoßEine Szene mit Erinnerungsfaktor ereignete sich Mitte der zweiten Hälfte der Verlängerung. Schiedsrichter Elizondo unterbrach urplötzlich das Spiel und lief zur anderen Hälfte des Spielfelds, wo Materazzi am Boden lag. Nach einiger Zeit der Ungewissheit gab er Zidane die rote Karte. Den Grund konnten alle Fernsehzuschauer deutlich sehen: Offensichtlich nach einer verbalen Provokation Materazzis trabte Zidane ein Stück an ihm vorbei, drehte sich um und rammte seinen Kopf mit voller Wucht in den Brustkorb des Italieners. Dem dreimaligen Weltfußballer sind sämtliche Sicherungen durchgebrannt. In seinem letzten Fußballspiel verabschiedet sich der Garant des WM-Triumphes von 1998 blamabel und indiskutabel von der Fußballbühne. Es ist eine Schande, wie er unschuldig dreinblickte, in der Gewissheit, dass alles hinter dem Rücken der Schiedsrichter passiert sei. Großartig, dass offensichtlich der vierte oder fünfte Schiedsrichter die Szene beobachtete und Elizondo mitteilte, was passiert war.

Weltmeister ItalienKurios auch, dass das dem französischen Sturmlauf keinen Abbruch tat. Italien verbarikadierte sich weiterhin und hoffte auf Konterchancen. So folgte das unvermeidliche Elfmeterschießen, das einmal mehr bewies, was für eine Hure dieses Glücksspiel ist. Frankreichs Star Trezeguet konnte als Einziger nicht seinen Elfer verwandeln, der unglücklich von der Unterseite der Latte kurz vor der Linie auf dem Boden aufkam. Alle anderen Elfmeterschützen verwandelten – als letzter Fabio Grosso (wir erinnern uns), der damit den Sieg Italiens besiegelte.

Damit endet die Weltmeisterschaft in Deutschland mit einem nicht unverdienten Weltmeister. Ich möchte an dieser Stelle betonen, wie stolz ich auf unser Land in den vergangenen vier Wochen war und bin. Wir waren fantastische Gastgeber, die vom gesamten Ausland in den höchsten Tönen gelobt wurden. Diese friedliche, feierliche und euphorisierende Stimmung mitzuerleben wird mich wohl ein Leben lang begleiten. Ich habe mich sehr über die vielen, vielen Menschen gefreut, die bunt bemalt und in die Farben ihres Landes gekleidet mir in unzähligen Situationen begegnet sind und mit denen man sich hervorragend über Einzelheiten des Fußballspiels unterhalten konnte. Ich habe mich gefreut über den unverkrampften (und dennoch viel zu verkrampften) Umgang mit dem Thema Nationalstolz, der in dieser Form weder vor, noch während der Fußballweltmeisterschaft stattgefunden hat und auch demnächst nicht wieder auftauchen wird. Tatsächlich trugen wir Deutschen nur die Farben unseres fabulösen Teams – Schwarz, Rot, Gold. In ein paar Wochen trage ich wieder Rot-Schwarz, dann ist nämlich wieder Bundesliga.

In diesem Sinne: 54, 74, 90, 2010!