Krippenspiel


Bei uns auf Arbeit, in dem Team, in dem ich arbeiten darf, gibt es eine schöne Tradition, in der Adventszeit weihnachtliche Geschichten oder Gedichte vorzutragen. Letztes Jahr trug ich mit Trixi die Loriotsche Weihnachsgeschichte vor. Dieses Jahr waren wir zu Dritt, deshalb drängte sich ein Krippenspiel geradezu auf.

Auf der Suche im Internet stieß ich auf ein Krippenspiel, das ich ein wenig an unsere Begebenheiten anpasste. Damit auch ihr was davon habt und für den Fall, dass das diesjährige Flötenspiel mal gegen etwas zeitgemäßes ausgetauscht werden soll, veröffentliche ich es mal. Personen:
Erzähler, Josef, Maria, Wirt, Hirte 1, Hirte 2, Jesuskind, Engel

Erzähler:
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würden. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, auf das er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger – kurz vorm Wurf.

Josef:
Heda, Maria, Frau, so bleib doch stehen!
Als Mann ist es mein Recht, auch mal vorne zu gehen.

Maria:
Josef, voran treibt mich nur die Gier.
Nach sauren Gurken verlangt es mir.
Ist für meine Gelüste auf dieser Reise kein Raum.
Dann halte den kleinen Josef künftig in Zaum.
Männer haben Spaß für fünf Minuten,
und die Frauen? Die müssen bluten!

Josef:
Weib! Deine Worte sind von Hormonen verklärt,
Ich bete, dass es mehr meine Persönlichkeit erbt.

Maria:
Egal – solang’s nicht Deine Füße hat.
Sieh Josef – dort hinten – die Lichter der Stadt.

Erzähler:
Und Maria und Josef wanderten von Herberge zu Herberge, denn es war kein Raum für sie frei, zumindest nicht in der von ihnen anvisierten Preisklasse. Zimmermänner waren damals zwar ein angesehenes Völkchen mit lustigen Klamotten, aber der Weg zum Bankauszugau-tomaten war oftmals weniger erleichternd als der zum Klo.

Maria:
Josef!
Wie oft war ich am Lamentieren,
Du möchtest vorher reservieren!

Josef:
Maria! Glaub mir, ich hatt‘ keine Ahnung,
vielleicht ist hier gerade Weltausstellung?

Maria:
Herr, warum schenkst Du mir so viel Leid?
Die Volkszählung, mein Mann, ist die Besonderheit!

Josef:
Oh.

Erzähler:
Und so begab es sich, dass Josef und Maria wünschten, sie hätten mal den Bus genommen.
Doch schließlich kamen sie an die Türe einer völlig verwahrlosten Hütte, die sie erst für die öffentlichen Toiletten gehalten hatten.

Wirt:
Heda, Pack – was lungert ihr vor meiner Türe. Penner haben wir hier zur Genüge!
Zwar nicht so dicke und hässliche, aber hey – die Penner, die hier rumlungern, die reichen mir mal echt, Mann!
Neulich erst, da kam so ein blöder Penner…

Josef:
Herr der Berge, hört folgende Worte:
Ich suche Unterkunft für mich und meine Torte!

Wirt:
Ey was?! Hör mal zu du Clown – sagt Dir der Begriff „voll“ etwas?
Denn das sind wir – und du anscheinend auch, so wie du hier rumlallst. Voll, full, occupied, kapiché?
Und jetzt runter mit den Füßen von meiner Matte, Spack!

Maria:
Was mein Ex-Mann in spe zu sagen vergaß:
Ich bin hochschwanger und mach gleich den Teppich nass.

Wirt:
Ey, interessiert mich das?! Werfen kannst du auch woanders.
Als ob ich jetzt dafür verantwortlich wäre, durch welche Betten Du hüpfst – und überhaupt, wenn…
[Rufe aus dem Hinterzimmer]
Ja Schatz?
[Rufe aus dem Hinterzimmer]
Nein Schatz.
[Rufe aus dem Hinterzimmer]
…also gut, kommt mit.

Erzähler:
Missgelaunt führte der unfreundliche Wirt das Paar zum Viehstall – seine Frau hatte schon viel eher als er verstanden, dass besondere Umstände besondere Unterkünfte benötigten. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass Maria gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe.

Maria:
Da sitz ich nun – allein als Frau.
Mein Mann bewusstlos, diese Sau.

Josef:
Mir schwanden die Sinne, was ist geschehen?
In welchem Abstand kommen die Wehen?

Maria:
Schau in die Krippe, du männlicher Mann,
dort man unseren Sprössling sehen kann.

Josef:
Mein Sohn! So glücklich war ich noch nie!
Zu einem Club-Fan ich ihn erzieh!

Maria:
Und als würde ich mit diesem Manne nicht schon genug büßen:
gesegnet ist mein Sohn auch mit seinen Füßen.

Jesuskind:
Rabäh!

Erzähler:
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich – mehr oder weniger.

Hirte 1:
Heda, Kollege lass kurz ab vom Schaf,
der fliegende Typ dort raubt mir den Schlaf.

Hirte 2:
Alter, sehe ich denn noch gescheit,
die Schwuchtel trägt ja echt ’n Kleid!

Hirte 1:
Das ist ein Alien – ich weiß es genau.

Hirte 2 sieht Hirte 1 verwundert an.

Hirte 1:
Lief unlängst ne Doku bei Spiegel TV.

Hirte 2:
Aah!

Engel:
Hallo Männer, so fürchtet euch nicht.
Ich bin’s – der Bote des Lichts.
Der Heiland ist euch heut Nacht geboren,
und ihr seid als Besucher auserkoren.
Geht gen Bethlehem und sucht einen Stall,
in der Krippe das Blag liegt, auf jeden Fall.

Hirte 2:
Ställe gibt es viele, hast du nicht genauer geguckt?
Denn Ställe sind unser Hauptexportprodukt.

Engel:
Stinkende Pampers an einem Kind
riecht man wohl Meilen gegen den Wind!

Hirte 1:
Nu denn Engel Gottes, habt vielen Dank.
Wir folgen dann einfach dem Gestank.

Erzähler:
Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

Hirte 1:
Schau, da – neben dem Rind –
ist das nicht das gesuchte Kind?

Maria:
Das ist euer Heiland, ihr dämlich Ochsen.
Muss der euch erst in die Rippen boxen!?

Hirte 2:
Der Heiland? Der namenlose Scheißer da?
Dafür so weit gelaufen – na wunderbar!
Dürfte ich mal fragen:
Welchen Namen soll er tragen?

Maria:
Jesus heißt mein Sohn nu.
Der schwule Engel zwingt mich dazu.

Hirte 1:
Wir gehen wohl besser jetzt als nie –
mich plagt schon wieder die Stauballergie.
Doch verbreiten wir gerne die frohe Kunde
bei der nächsten Stammtischrunde.

Erzähler:
Die Hirten gingen ihres Weges. Unterwegs trafen sie drei eigenartig gekleidete Auswärtige, die zuviel Weihrauch geraucht hatten und angeblich einem Stern folgten. Die Hirten erkannten diese Losung, die nichts anderes hieß als: ‚Wo gibt’s hier noch Stoff?’ ‚Schaut mal da hinten im Stall, vielleicht haben die was’, schickte man sie weiter. Die Geschichte über die so genannten „Drei Weisen aus dem Morgenland“ erzählen wir euch aber erst nächstes Jahr. Foto: marikaml, „Krippenszene – Im Gespräch vertieft“, (cc), www.piqs.de