Eine riesengroße Blamage


Ich war gestern im Stadion zu Köln, um mir den brillanten Sieg meines Clubs gegen den Fußballclub aus Köln anzusehen. Inmitten von lautstarken FC-Fans hing ich mir stolz den Schal meines Lieblingsvereins um und stellte mich auf Rechtfertigungsversuche im Anschluss an das Spiel ein: „Das war nur ein Versehen, wir werden beide in der ersten Liga bleiben!“

Aber auf dem schneebedeckten Platz froren nicht nur die Zuschauer auf ihren Plätzen fest. Auch die komplette Nürnberger Mannschaft machte keine Anstalten, auch nur irgendwie gewinnen zu wollen. Nach 0:1-, 0:4- und 0:4-Niederlagen in den letzten drei Spielen folgte deshalb auch beim letzten Club-Spiel 2009 ein 0:3 gegen sonst apathisch auftretende Kölner, die in den 16 Spielen vorher genau 7 (in Worten: sieben) Tore zustande brachten.

Es war eine Blamage, eine riesengroße Blamage und spätestens beim 0:3 war ich drauf und dran, meinen Schal in die dreckige Pfütze unter meinem Platz zu werfen und draufzutreten. Ich habe schon einige Club-Spiele miterlebt und die meisten davon waren Niederlagen. (Ja, ich sollte nicht ins Stadion gehen, habe ich auch schon gemerkt.) Aber ich habe mich anschließend nie für meine Mannschaft geschämt.

Was da gestern geschehen ist, spottet jeder Beschreibung. Und nach allem, was ich gesehen und auch gelesen habe, gibt es nur einen Schluss für mich: Die Mannschaft hat gestern gegen Trainer Michael Oenning gespielt. Wenn das so ist, dann habe ich jeden Respekt vor diesen so genannten Profis verloren.

Nichtsdestotrotz wird es auf der heutigen Präsidiumssitzung des 1. FC Nürnberg wohl nur einen Programmpunkt geben: Der Rauswurf von Trainer Oenning und die Vorstellung eines Nachfolgers. Alles andere wäre eine Überraschung.

Das tut mir Leid für diesen sympathischen jungen Trainer, der so viel auf Substanz und damit offensichtlich so wenig auf kurzfristigen Erfolg gesetzt hat. Vielleicht wäre es tatsächlich der richtige Weg, mit diesem Trainer bewusst wieder in der Zweite Liga zu gehen und schon jetzt Leistungsträger zu verkaufen, die jetzt noch Geld bringen, anstatt darauf zu warten, dass sie bei einem Abstieg von selbst und ablösefrei gehen, und stattdessen weiter konsequent auf Nachwuchsarbeit zu setzen. Aber dass das eintritt, daran glaube ich nicht. Dazu ist der Club zu sehr in den Miesen und die Notwendigkeit, in Liga 1 zu bleiben, zu groß.

Was auf jeden Fall klar ist: Die Mannschaft, so wie sie gestern auf dem Platz stand, ist zu mehr fähig. Ob es an der Mannschaft und ihrer Einstellung zum Trainer lag oder aber am Trainer, der nicht die richtige Einstellung zum Spiel vermitteln konnte, das weiß ich nicht. Ich hoffe nur inständig, dass ich mich nie wieder so sehr für meinen Club schämen muss.

Update: So schnell holen einen die eigenen Rufe ein. Ich hatte den Text noch nicht einmal abgeschickt, da kam folgende Meldung rein: Nürnberg feuert Trainer Oenning. Nachfolger soll der ehemalige Hannoveraner Trainer Dieter Hecking werden.

Update 22.12.: Jetzt bestätigt: Dieter Hecking macht’s. Laut SPON erhält er einen Vertrag bis Saisonende.