Die wichtigste Erkenntnis


Die wichtigste Erkenntnis aber trug sich gestern zu. Wer mein real life blog, aka mein echtes Leben, verfolgt, weiß schon seit längerer Zeit, dass ich mit ernsthaften Gedanken spiele, mein Auto gegen ein Auto einzutauschen. Dazu trugen einige Begebenheiten in der jüngeren Vergangenheit bei, u.a.

  • ein erhöhter Bedarf, nach Bonn zu fahren, wo sich die Reisezeit im Auto mal eben halbiert;
  • müffelnde und nervende Mitreisende im Zug;
  • Unspontaneität;
  • der Zwang, meine Einkäufe im Wesentlichen durch Discounter bestreiten zu müssen, da andere Supermärkte nicht fußläufig erreichbar sind;
  • oder dieser eine Tag, an dem ich dank eines Oberleitungsschadens in einem mir völlig fremden Ort zusammen mit zirka 500 anderen Menschen gestrandet bin, von wo aus es kein Entrinnen gab, außer den versprochenen Ersatzbussen, die auch eine Dreiviertelstunde später noch nicht da waren. Ich hatte damals das Glück, a) ein Handy und b) eine Telefonnummer zu haben, die ich zwecks Abholung anrufen konnte.

Wie dem auch sei, kommenden Samstag könnte ich schon einen entscheidenden Schritt weiter sein. Da werde ich nämlich ein Autohaus aufsuchen und mich mal unverbindlich umsehen und beraten lassen. Allerdings litt ich gestern aufgrund des näher rückenden Termins unter Vorkaufsdissonanz. Ist es wirklich eine gute Idee? Brauche ich denn ein Auto wirklich? Wird mich die Parkplatzsucherei nicht wieder unendlich nerven? Kann ich mir diese Ausgaben überhaupt leisten? Will ich sie mir leisten?

All das eben. Und dann begab sich die gestrige Fahrt, ausgerechnet mal wieder die normalerweise einstündige Odyssee nach Bonn. Die Mittelrheinbahn fuhr mir am Bahnhof Hürth-Kalscheuren vor der Nase weg. Ich lief zur nächstgelegenen Busstation, um zur Stadtbahn zu gelangen. Als der Bus nach etlichen Minuten kam (ich hatte Glück, fährt ja nur alle 15 Minuten einer), stieg ich versehentlich eine Station zu früh wieder aus. Also lief ich das restliche Stück bis zur Haltestelle der Stadtbahnlinie 18 und musste dank meines Fußmarsches gar nicht lange warten, bis eine Bahn Richtung Bonn kam. Was für ein Glück!, dachte ich noch. Und dann stieg ich in die Bahn ein.

Da war noch ein Platz frei. Und warum dieser Platz noch frei war, durfte ich schnell feststellen. Mir gegenüber saß ein, ich sage mal: geistig nicht voll funktionsfähiger Mensch, der in einer unangemessenen Lautstärke Dinge vor sich hinerzählte. Ich dachte anfangs noch, er telefoniere mit einem Headset. Aber das klang nur so. Wahrscheinlich unterhielt er sich mit einem mir nicht sichtbaren Gegenüber.

Dennoch, ich wollte die Bahnfahrt zum Lernen nutzen und konnte derlei Krawall dabei nicht gebrauchen, also steckte ich mir meine In-Ear-Kopfhöhrer in die Gehörgänge und genoss den musikalischen Krawall, der da aus meinem tragbaren Musikabspielgerät tönte. Und schließlich, in Brühl-Mitte, stieg der Selbsterzähler dann auch aus.

Nun, selbst der lauteste iPod kommt nicht gegen kleine Kinder an. An die Stelle meines ehemaligen Gegenübers stieg eine Mutter mit ihren geschätzt 20 Kindern ein, die meisten davon im Kleinkindalter. Eines davon auf dem Sitz neben mir. Es fand offensichtlich Spaß daran, mich zu treten, was mich nur unwesentlich vom Lernen abgehalten hat. Und irgendwann war das Kind dann auch müde.

Mittlerweile waren wir auch schon im Stadtgebiet Bonn angekommen. Da roch ich auf einmal Düfte, die ich lieber nicht riechen wollte. Un-glaub-lich! Da fängt diese Bratze doch tatsächlich, kaum drei Stationen vor der Endhaltestelle (Hauptbahnhof Bonn!) an, ihrem Kind die Windeln zu wechseln. Vor mir auf der Sitzbank. Ich hätte im Strahl kotzen können, bewunderte aber auch die Konsequenz, mit der sich dieser katastrophale Trip vom Verpassen der ursprünglichen Bahn bis zu diesem Höhepunkt, kaum eineinhalb Stunden später, fortgesetzt und immer wieder einen draufgepackt hat.

Am gestrigen Tag festigte sich auf jeden Fall die Erkenntnis: ICH BRAUCHE EIN AUTO!