Dauer-Hausse


Ein schöner Artikel in der Süddeutschen, leider schon ein paar Tage alt. Ich könnte ihn fast vollständig zitieren, aber beschränke mich mal auf diese Stellen und empfehle: lesen!

Das 20. Jahrhundert war die blutigste Lernphase der europäischen Geschichte. An ihrem Ende steht die Erkenntnis, dass das Streben nach einem perfekten politischen System unter einer obersten Autorität geradlinig mindestens in die Unfreiheit und den Spitzelstaat, im schlimmsten Fall in den Massen- und Völkermord führt.

In Deutschland haben wir im vergangenen Jahrhundert zu unserem Leid und dem unserer Nachbarn all diese Varianten mutwillig ausprobiert. Dies hat, wenn auch allmählich, dazu geführt, dass die ganz und gar nicht perfekte Demokratie hier zu Lande zu recht als alternativlose Organisationsform des Gemeinwesens im Sinne des Wortes selbstverständlich geworden ist.

Die Radikalen stehen heute so weit außerhalb des gesellschaftlichen Konsenses, dass bei deren Bekämpfung manchmal sogar über Mittel nachgedacht wird, die bei jenen Hypersensiblen, die Deutschland immer noch relativ nahe an den Abgründen des 20. Jahrhunderts sehen, die Alarmglocken schrillen.

Auch dies übrigens ist ein Charakteristikum unserer gefestigten Demokratie: Weil wir wissen, wie böse wir waren, und es etliche gibt, die glauben, dass wir es immer noch sein können, erfährt der Alarmismus bei uns eine Dauer-Hausse.

Wie gesagt: lesen! via: Niels in den Kommentaren von Sannie